Dorfgeschichte Rossau

Weiler Rossau ZH – Übersicht

Beim Dorfplatz Rossau befindet sich der Start der historischen Zeitreise durch Rossau.

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Tafel Übersicht

Tafel 00 – Feuerwehrhäuschen Rossau
Tafel 01 – Schulhaus Rossau
Tafel 02 – Sennerei Rossau
Tafel 03 – Wasserversorgungs-Genossenschaft Rossau
Tafel 04 – Bauernhof Frei
Tafel 05 – Bauernhof Hug
Tafel 09 – Stiftung Werk und Wohnheim zur Weid
Tafel 11 – Hof Bähler-Trottmann
Tafel 12 – Haus Binder
Tafel 13 – Hof Buchmann
Tafel 14 – Haus D’Aloia-Hurter
Tafel 16 – Hof Haller
Tafel 17 – Haus Heiniger
Tafel 19 – Haus Kläntschi
Tafel 20 – Hof Knecht
Tafel 21 – Haus Künzli
Tafel 22 – Schreinerei Müller
Tafel 23 – Hof Meili
Tafel 24 – Haus Schmid
Tafel 25 – Haus Suter
Tafel 26 – Haus Steinmann
Tafel 29 – Restaurant Sonnental

Weiler Rossau

Ein kleine historische Zeitreise durch Rossau
(anlässlich der 800-Jahrfeier der «Gemeinde» Rossau, 1221 – 2021)

Rossau ist einer von mehreren Aussenweiler der politischen Gemeinde Mettmenstetten. Er umfasst knapp 80 Haushalte mit rund 250 Einwohnern. Der Ort ist klein, an einem schönen Fleck mit aktiven Menschen, die auf einen guten Zusammenhalt Wert legen. So entstehen bei uns oft neue Ideen und Aktivitäten – wie diese kleine historische Zeitreise durch Rossau.

Historischer Hintergrund zu Rossau
Im Gegensatz zur Gemeinde Mettmenstetten, die urkundlich bereits im Jahre 1116 erstmals erwähnt wurde, finden sich zur „Gemeinde“ Rossau erste Erwähnungen in Schriften aus dem Jahre 1221. Dies soll jedoch nicht heissen, dass die Besiedlung dieses kleinen Örtchens nicht bereits vor dieser Zeitrechnung seinen Anfang nahm. Der Ortsname Rossau bedeutet: «Au der Rosse». Auen sind bekanntlich Wiesen, die am Wasser liegen. Da der Weiler direkt an einem wichtigen Handelsweg lag und man an dieser Stelle die Pferde wechselte, weideten auf diesen Auen Rosse. Symbolisch dafür trägt das Wappen von Rossau ein Pferd.

Geschichtlich gesprochen befand man sich dazumal im späten Mittelalter, als die gesellschaftlichen Regeln durch den Adel sowie kirchliche Würdenträger geprägt war. Insbesondere das Kloster Kappel, welches unter der Schirmherrschaft des Kloster Engelberg stand, hatte im gesamten Gebiet um Rossau einen sehr grossen Einfluss auf Land und Leute.

Kirchliche Zugehörigkeit
Da im südlichen Knonauer Amt und benachbarten Zuger Land im frühen Mittelalter nur einige wenige Grosspfarreien bestanden und erst allmählich weitere Pfarrkirchen mit ihren eher kleinen Sprengeln gesetzt wurden, waren die ältesten Kirchen in der Gegend um Rossau ohne Zweifel Baar, Cham und Mettmenstetten. Das Dörfchen Rossau nun gehörte durch das ganze Mittelalter hindurch zur Grosspfarrei Baar, von welcher noch um 1370 die Filialkapellen in Steinhausen und Hausen am Albis abhingen. Ein Kirchweg von annähernd sechs Kilometer war zu jener Zeit nichts Aussergewöhnliches, und doch wurde es den Bauern von Rossau zu viel, für jeden Gottesdienst eine solche Distanz unter die Füsse nehmen zu müssen. In der Nähe ihrer Höfe befand sich nur ein Bildhaus, nicht einmal eine Kapelle – man scheint ihm auch keine besondere Pflege gewidmet zu haben. So stellen im späten 15. Jahrhundert die Rossauer das Gesuch, anstatt des abgegangenen Bildhauses eine Kapelle bauen zu dürfen und für den gottesdienstlichen Gebrauch weihen zu lassen. Da jedoch damals der „Zehnt“ von Rossau nicht mehr an die Pfarrkirche Baar entrichtet wurde, sondern bereits am 12. März 1373 durch Verkauf von Lütold von Frick und seinem Sohn Johannes um 463 Pfund 15 Schilling Basler Pfennige mit jenem von Uerzlikon und Walterswil an Kappel gelangt war, erhob das Kloster Einspruch. Es musste befürchten, dass, wenn aus der Rossauer Kapelle mit der Zeit eine Pfarrkirche entstünde, ihm der Zehnt an jenem Ort zur Besoldung eines Leutpriesters entfremdet würde. Bürgermeister und Rat in Zürich entschieden am 14. Dezember 1496 zugunsten der Zisterzienserabtei, es dürfe keine Kapelle, sondern nur ein Bildhaus errichtet und dasselbe niemals geweiht werden. Die Dorfbewohner von Rossau gaben sich aber mit dieser schlechten Berücksichtigung ihrer religiösen Bedürfnisse nicht zufrieden. Sie beharrten auf ihrem Vorhaben und setzten es durch. Am 22. August 1504 erlaubte das Kloster Kappel, dass man die neulich erbaute Kapelle in Rossau weihe und darin inskünftig die Messe zelebriere. Freilich mussten die Rossauer in einem Revers erklären, dass man für ihre Kapelle nie eine Kaplanei oder Pfarrpfründe stifte und sie selbst der Mutterkirche Baar unterworfen blieben. Die Neuerung sollte dem Kloster an seinen Einkünften zu Rossau – womit in erster Linie der „Zehnt“ gemeint war – unschädlich sein. Aus der weiteren Bestimmung, dass der „Bau“, das hiess die Instandhaltung, allein den Bewohnern von Rossau obliege, ist zu schliessen, dass das kleine Gotteshaus wirklich von diesen allein und auf ihre Kosten errichtet worden war. Nur noch etwa zwei Jahrzehnte standen diese Abmachungen in Kraft, denn mit der Reformation setzte gerade in diesem Grenzraum eine tiefgreifende kirchliche Neuordnung ein. Das Zuger Land blieb katholisch, und so mussten die nach Baar und Niederwil kirchgenössigen Einwohner zürcherischer Gemeinden für den reformierten Gottesdienst anderswo angeschlossen werden. Die Einwohner von Rossau wurden der Kirche Mettmenstetten zugeteilt. Der Ort war doch zu klein, als dass der Gedanke hätte aufkommen mögen, auch hier die Filiale von Baar zu einer vollwertigen Kirche mit all den Auslagen für eine Pfarrpfründe zu befördern. Die Kapelle liess man leider zerfallen. Aber im 18. Jahrhundert soll man auf der Anhöhe gegenüber dem Schulhaus auf ihre Fundamente gestossen sein. Was erfreulicherweise von der Kapelle erhalten blieb, war das «Glöcklein». Es konnte an einem sicheren Ort aufbewahrt werden. Nach dem Bau des Haupthauses vom damaligen Männerheim im Jahre 1919 wurde diese Glocke im Türmlein wieder installiert, und noch heute schlägt sie drei Mal täglich zur Essenszeit.
Die Zuteilung des Dorfes Rossau zur reformierten Kirchgemeinde Mettmenstetten hatte auf lange Sicht auch politische Folgen. Da in der Revolutionszeit die Munizipalitäten häufig in Anlehnung an die bisherigen Pfarreien gebildet wurden, kam Rossau im Jahre 1798 zur Munizipalität Mettmenstetten. Als sich später im Wechsel der Verfassungen aus dieser die politische Gemeinde herausentwickelte, gehörte zu ihr auch die inzwischen zur Zivilgemeinde gewordene Dorfschaft Rossau.

Gemeinde und Einwohner
Einen ersten, einigermassen zuverlässigen Überblick über die Bevölkerung von Rossau erhält man aus den 1460er Jahren, als Zürich daranging nach dem Erwerb des Freiamtes auch in diesem Steuern einzuziehen. Ein Rodel von 1461 scheint noch unvollständig zu sein, erwähnt er doch nur die Haushaltungen eines Rudi Schmid, eines Rudi Fryman, einen Knecht namens Uely und einen Hensly Keiser, die alle zusammen nur 24. Schilling aufbrachten. Deutlicher spricht das Steuerverzeichnis vom Jahr 1467, welches fünf Haushaltungen aufführt, nämlich Konrad Bär mit Frau und Dienstmagd, Hensly Keiser mit Ehefrau, Jäckli Vollenweider mit Gattin und einem volljährigen – und damit unter die Kopfsteuer fallend – Sohne Hans, ferner Rudi Schmid „der alt“ mit Gattin, den erwachsenen Söhnen Heini und Rudi und der Tochter Adelheid. Diese Familie gab eine Vermögenssteuer von 1 Pfund 10 Schilling ab, sodass man bei ihr von einem leidlichen Wohlstand sprechen darf. Im Ganzen sind es 15 volljährige Personen, die der Rodel aufführt. Zählt man bei jeder Familie noch drei oder vier minderjährige Kinder dazu, so kommt man für das damalige Rossau auf eine Einwohnerzahl von nur 30 bis 35 Seelen. Das mag erstaunen, ist aber dennoch glaubhaft, weil auch viel ansehnlichere Dörfer der Zürcher Landschaft im 15.Jahrhundert sehr wenig volksreich waren.
Dass die Zahl stimmen kann, ergibt sich auch daraus, dass trotz der beträchtlichen Zunahme der Bevölkerung zu Stadt und Land in den nachfolgenden anderthalb Jahrhunderten, Rossau im Jahre 1634 erst 75 Einwohner beherbergte. Möglicherweise waren es vor der grossen Pestepidemie von 1629 etwas mehr gewesen. Doch ist andererseits bekannt, wie schnell die furchtbaren Verluste, die der schwarze Tod verursachte, jeweils wieder aufgeholt wurden.
Das Bevölkerungsverzeichnis, das der Pfarrer von Mettmenstetten im Jahre 1634 zuhanden der Obrigkeit erstellte, nennt für Rossau die folgenden Familiennamen, die fast alle noch heute dort oder doch in Nachbargemeinden des Knonauer Amtes vertreten sind: Bär, Schmid, Grob, Steigmeier, Suter, Bachofen, Wegmann, Hägi, Ringger. Im Jahre 1670, als Rossau 16 Haushaltungen mit 87 Einwohnern zählte, verzeichnete man die Namen Bär, Grob, Schmid, Steigmeier, Hägi, Näf, Ringger, Vollenweider und Weiss.
Bereits lange vorher bildete Rossau eine kleine Gemeinde. Die Urkunde von 1504 besagt ausdrücklich, dass die geschworenen Dorfmeier und die ganze Gemeinde, die beim Kapellenbau gegenüber dem Kloster Kappel eingegangenen Verpflichtungen übernähmen. So bestand also am Ende des Mittelalters bereits eine durch Dorfmeier oder Geschworene ausgeübte lokale Selbstverwaltung und eine wirkliche Dorfgemeinde. Diese wurde – wie anderwärts – nach der Revolution zur Zivilgemeinde, die im Verband der politischen Gemeinde Mettmenstetten weiterlebte.
Im Jahre 1835 zählte Friedrich Vogel in der Zivilgemeinde Rossau 23 Wohn- und 33 Nebengebäude, und bis 1850 vermehrte sich ihre Bevölkerung auf 239 Seelen. Der überwiegende Teil der Einwohner beschäftigte sich mit Landwirtschaft. Auch spielte in mancher Haushaltung die Seidenwinderei und –weberei als Erwerbsquelle eine Rolle – mehr dazu im nachfolgenden Abschnitt „Handwerk und Gewerbe gestern und heute“.
Leider sind die älteren Akten, Urkunden und Bücher der Dorfgemeinde verloren gegangen, denn die Aufzeichnungen im Zivilgemeindearchiv Rossau setzen erst um das Jahr 1818 ein, etwa zurzeit, da landauf landab aus bisher isolierten Höfen zahlreiche neue Zivilgemeinden gebildet wurden. 
Im Gründungsprotokoll der Wasserversorgungs-Genossenschaft Rossau vom 6. Januar 1898 waren folgende Familiennamen aufgeführt: Ringger, Hurter, Hug, Suter, Hägi, Grob, Lier, Wydler, Jung, Buchmann, Steinmann, Leuthold, Vollenweider, Frei, Wolf, Hurter, Frey, Schwarz, Müller, Staub, Kleiner, Uttinger.

Heute (2016) zählt Rossau rund 246 Einwohnerinnen und Einwohner.

Hinweis zu den Texten der Tafeln und der Inhalte der jeweiligen Texte auf der Web-Seite:
Die ganzen Texte basieren auf der Broschüre «Rossau – früher, gestern und heute», welche anlässlich des 900-jährigen Jubiläums der politischen Gemeinde Mettmenstetten entstand und im Jahr 2016 gedruckt und veröffentlicht wurde.

Im Namen des Organisationskomitees
Weiler Rossau

Broschüre Rossau

Es gibt die Möglichkeit eine kleine Broschüre über die historische Entwicklung Rossaus zu erwerben.

Geschrieben und zusammengetragen wurde sie von Marcel Kunz mit Unterstützung der Dorfbevölkerung.

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Familie Kunz im Schwalbenhof oder bei der Gemeinde Mettmenstetten. 

Preis: CHF 9.00