Dorfgeschichte Rossau

Tafel 12 – Haus Binder

Klassischer Riegelbau im Zentrum des Weilers

Die Entstehungsgeschichte dieses ehemaligen Bauernhauses reicht zurück bis ins Jahr 1832. Nach verschiedenen Handänderungen wurde das Eigentum von Baer Grob Gottliebs Sohn anlässlich einer öffentlichen Versteigerung am 20. Dezember 1907 Alfred Binder, geb. 1877, zu Eigentum zugeschlagen. Nach dessen Tod gab es zwischen der Witwe Frieda Binder geb. Grob und den beiden Kindern Frieda Linder geb. Binder und Ernst Binder eine Erbteilung, daraufhin wurde die Liegenschaft dann Ernst Binder, geb. 1915, zugewiesen. Aufgrund eines Landabtausches verkaufte er das Haus mit Scheune am 10. Dezember 1968 der Stadt Zürich.

Zusammen mit seinem Sohn Alfred Binder, ehemaliger Kantonsrat Zürich, siedelte die Familie neben dem Schlosswäldli in Knonau und führte dort weiterhin einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Jahre 1949 verlor die Familie Binder infolge einer Seuche ihre Rosse. Dies war für Ernst Binder ein Grund, einen Traktor anzuschaffen. Die grosse Scheune baute die Familie 1955 an. Neben dem Bauernbetrieb wurden mit zwei Rossen und Wagen landwirtschaftliche Produkte regelmässig bei den Bauern in der Umgebung abgeholt und für den Weitertransport zur Bahn gebracht.

Es bestand schon zu früheren Zeiten eine gesunde Konkurrenz zwischen den Bauern. So war es auch zwischen den beiden nachbarlichen Höfen Capt und Binder. Ging der eine Bauer um 5 Uhr in den Stall, dann konnten die Rossauer wetten, dass der andere tags darauf fünf Minuten früher Licht in seinem Stall machte.

Aufgrund eines Gutachtens der NHK und verschiedener Interventionen der kantonalen Denkmalpflege entschloss sich die Stadt Zürich, das Gebäude zu renovieren und nicht, wie ursprünglich geplant war, durch einen Neubau zu ersetzen. Die Arbeiten erfolgten 1975 und die Nutzung als Doppelwohnhaus wurde belassen. Die beiden Stuben mit den schablonierten Kachelöfen wurden restauriert. Das kraftvolle Riegelwerk an den Fassaden konnte freigelegt werden. Sogar das Dach wurde mit alten Biberschwanzziegeln neu gedeckt, was heute ein wahrer Mehrwert für das Dorfbild darstellt.