Dorfgeschichte Rossau

Tafel 13 – Hof Buchmann

Das Bauernhaus ist, wie häufig bei den Bauten der ländlichen wohlhabenden Oberschicht der Fall, sehr wenig dokumentiert. So lässt sich das genaue Baudatum des heutigen Wohnhauses nicht exakt feststellen. Im Verkaufsprotokoll von 1709, welches den Übergang von der Familie Grob zur Familie Stocker festhält, werden einige geringe Grundzinsbelastungen aufgeführt; unter anderem gingen 1 Mütt, 3 Viertel, 1 Vierling Kernen an das Kloster Einsiedeln und 20 Schilling Geld an das Seckelamt in Zürich.

Die Tochter Anne Grob übernahm zusammen mit ihrem Gatten Hs. Ulrich Stocker zunächst den Hof des Vaters in Rossau als Lehen und dann nach dem Kauf von 1709 zu Eigentum. Ihnen wuchsen 3 Söhne und 3 Töchter heran. Während die Töchter sich mit führenden Persönlichkeiten des Freiamtes verheirateten, blieben alle Söhne bis in ihr fortgeschrittenes Alter ledig und bewirtschafteten gemeinsam den väterlichen Hof. Sie dürften das jetzt bestehende Wohnhaus (Vers.-Nr. 131) errichtet haben.

Erst 1758 dachten die zwei jüngeren Brüder Heinrich (59 Jahre) und Jakob (49 Jahre) ans Heiraten. Der Letztere verliebte sich derart heftig in seine Base, dass er sich das Leben nahm als ihm das Ehegericht die Heirat mit ihr, wegen der allzu nahen Verwandtschaft (2 ½ Grad), verweigerte. Der vorehelich gezeugte Sohn des Liebespaares wurde nach der Geburt als ehelich und erbberechtigt anerkannt.

Von Heinrich Stockers Kindern blieben die Tochter Catharina ledig und die verheiratete Tochter Anna kinderlos. So fiel das ganze Erbe letztlich dem 1763 geborenen Sohn Johannes zu. Obwohl vaterlos aufgewachsen, entwickelte er sich zur bei Weitem bedeutendsten Persönlichkeit der ganzen Hofgeschichte und zwar sowohl politisch als auch auf wirtschaftlichem Feld. So spiele er als Kirchmeier, Zunftrichter (1803 – 1812) und Gemeindepräsident (1813 – 1816) eine führende Rolle in der lokalen und regionalen Politik und zwar sowohl vor als auch nach der Staatsumwälzung von 1798.

Als Zunftrichter Stocker zu Rossau 1804 seine Steuer-Rata aufgrund eines Zwistes nicht bezahlen wollte, kam es zu einer Klage des Gemeinderaths von Mettmenstetten. Schlussendlich musste auch der Zunftrichter seiner Steuerpflicht nachleben.
Mit der Gründung und dem Bau der Spinnerei Zwillikon 1826/1827 an der Jonen förderte er insbesondere den wirtschaftlichen Aufschwung des Freiamtes – es war die erste Industrieanlage im Knonauer Amt. Seine beiden Söhne, wahrscheinlich zunehmend in der vom Vater gegründeten Spinnerei Zwillikon engagiert, verkauften einige Jahre nach dem Tod ihres sohnlosen Bruders Heinrich den Besitz zu Rossau an Johannes Buchmann. Hans Heinrich Buchmann handelte u.a. auch mit Spezerei & Meterwaren; noch heute existiert eine entsprechende Tafel mit der Aufschrift.

Diese Familie blieb im Besitze der Hofeinheit bis im Jahre 1998. Die gesamte Gebäudegruppe (Wohnhaus, Waschhaus, Rossstall mit Scheune, Trotte, Stall mit Scheune) wurde nach dem Verkauf an die Familie Kunz-Waser im Jahre 2000 unter kantonalen Denkmalschutz gestellt. Bis im Jahre 1991 noch wurde der Hof durch die Familie Capt bewirtschaftet.